Nachweis von Pathogenitätsfaktoren bei Kulturisolaten
 
Nachweis des PVL-Gens (cMRSA, S. aureus)
Hintergrund:
Etwa 2 % der Staphylococcus aureus-Isolate bilden das Panton-Valentine-Leukozidin (PVL), einen Pathogenitätsfaktor, der in der Lage ist, neutrophile Granulozyten und Makrophagen zu lysieren. PVL-positive S. aureus-Stämme sind daher mit schweren Hautinfektionen und/oder nekrotisierenden Pneumonien assoziiert. Das PV-Leukozidin ist zudem ein charakteristischer Marker für cMRSAs ("community acquired" MRSAs), also Methicillin-resistente S. aureus-Isolate, die nicht im Zusammenhang mit einem Krankenhausaufenthalt stehen.
Methode:
Mit Hilfe einer spezifischen PCR-Reaktion werden in angezüchteten S. aureus-Isolaten die PVL-kodierenden Gene lukSF nachgewiesen. Die Untersuchung erfolgt nach Rücksprache bzw. auf spezielle Anforderung.
 
spa-Typisierung (MRSA, S. aureus)
Hintergrund:
Das spa-Gen kodiert das S. aureus-Protein A. Dieses Gen enthält einen Abschnitt mit hochvariabler DNA-Sequenz, in dem sich verschiedene S. aureus-Stämme unterscheiden. Bei gehäuftem Auftreten von MRSAs auf einer Station kann durch spa-Typisierung die Übertragung eines Stammes zwischen Patienten ausgeschlossen bzw. der Verdacht auf eine Übertragung untermauert werden.
Methode:
Zur spa-Typisierung wird in angezüchteten MRSA-/S.aureus-Stämmen mit Hilfe einer spezifischen PCR-Reaktion der variable Abschnitt des spa-Gens amplifiziert und sequenziert. Durch anschließenden Sequenzvergleich wird untersucht, ob es sich um identische Stämme handeln könnte. Der Nachweis des identischen spa-Typs ist i.a. nicht beweisend für eine Übertragung. Die Untersuchung erfolgt nach Rücksprache bzw. auf spezielle Anforderung
 
Nachweis des mecA-Gens (MRSA)
Hintergrund:
Das mecA-Gen kodiert das Penicillin bindende Protein 2a (PBP2a), welches S. aureus-Stämmen Resistenz gegenüber Methicillin und sonstigen β-Laktam-Antibiotika verleiht (MRSAs).
Methode:
Der phänotypische Nachweis der Methicillin-Resistenz kann im Einzelfall (Stamm-spezifisch) schwierig sein. In solchen unklaren Fällen wird mit Hilfe einer spezifischen PCR-Reaktion in angezüchteten S. aureus-Stämmen das mecA-Gen nachgewiesen. Diese Untersuchung wird ohne gesonderte Anforderung bei Bedarf durchgeführt.
 
Nachweis der Shigatoxin-Gene stx1 und stx2 (EHEC)
Hintergrund:
Shigatoxine (stx1, stx2) sind wichtige Pathogenitätsfaktoren von Shigellen und enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC).
Methode:
In dem aus einer Stuhlprobe angezüchteten Keimgemisch werden mit Hilfe spezifischer PCR-Reaktionen die Gene stx1 und stx2 nachgewiesen. Diese Untersuchung erfolgt im Rahmen der EHEC-Stufen-Diagnostik unter Berücksichtigung des Gesamtbefundes nach Rücksprache bzw. auf spezielle Anforderung.
 
Nachweis des vanA oder vanB-Gens (VRE, Enterococcus faecium, E. faecalis; nach Anzucht)
Hintergrund:
Gelegentlich zeigen Enterokokken eine Resistenz gegenüber Vancomycin (VRE). I.d.R. handelt es sich um E. faecium, seltener um E. faecalis. Je nach zugrunde liegendem Resistenzgen sind die Keime gegenüber Teicoplanin ebenfalls resistent (vanA) oder empfindlich (vanB). Insbesondere bei Vorliegen von vanB kann der phänotypische Nachweis der Vancomycin-Resistenz schwierig sein. Die Abklärung erfolgt dann mittels Selektiv-Nährböden oder PCR-Nachweis der Resistenzgene.
Patienten mit VRE-Nachweis sind laut Hygieneleitfaden zu isolieren.
Methode:
Mit Hilfe einer spezifischen PCR-Reaktion (GeneXpert) werden in angezüchteten Enterokokken-Isolaten bei Bedarf die Gene vanA bzw. vanB nachgewiesen. Die Untersuchung erfolgt ohne gesonderte Anforderung.
 
Nachweis von Carbapenemase-Genen (4MRGN)
Hintergrund:
Gelegentlich bilden Enterobakterien, Pseudomonas aeruginosa oder Acinetobacter baumannii Carbapenemasen, die zur Carbapenem-Resistenz führen. Zur Bestätigung oder zur Untersuchung eines unklaren Phänotyps kann der Nachweis des Resistenzgens durchgeführt werden.
Methode:
Mit Hilfe einer spezifischen PCR-Reaktion (GeneXpert) werden Kulturisolate bei Bedarf auf Vorliegen der Gene KPC, NDM, VIM, IMP-1 bzw. OXA-48 (inkl. OXA-181/232) untersucht. Die Untersuchung erfolgt ohne gesonderte Anforderung.
 
Letzte Änderung: 27.03.2017 um 15:27 Uhr ASW