Serologische Untersuchungen
Allgemeine Hinweise
Hinweis Voraussetzung für eine diagnostisch verwertbare Ak-Antwort ist ein weitgehend intaktes Immunsystem des Patienten, das sich mit dem Erreger während einer ausreichenden Infektionsdauer (ca. 7 - 10 Tage = Anlaufphase der Ak-Produktion) auseinander setzt. Zur Diagnostik akuter Infektionen sind deshalb Antikörpernachweise i.d.R. nicht geeignet.
Hinweis Weitere patientengebundene Einflüsse betreffen:
  • Lebensalter: Angegebene Bewertungsgrenzen gelten i.d.R. für immunkompetente Erwachsene.
  • Erkrankungen, die mit einer polyklonalen Stimulation der Antikörperproduktion einhergehen, können zu falsch positiven Resultaten führen (z.B. EBV- oder Mykoplasmen-Infektionen).
  • Auto-Ak (z.B. IgM-Rheumafaktoren) können mit der klassenspezifischen Analyse der Ak-Antwort interferieren und zu falsch positiven IgM-Ak-Nachweisen führen.
  • Immundefekte können die Immunantwort in jede Richtung beeinflussen.
Hinweis Die Ergebnisse serologischer Teste können außerdem beeinflusst werden durch:
  • Kreuzreaktionen durch Antigengemeinschaften mit anderen Erregern.
  • therapeutische Faktoren:

    Blut-, Serum-, Immunglobulingaben u.a. können zu "Transfusionstitern" führen,

    Medikamente: Steroide und Immunsuppressiva können die Ak-Antwort beeinträchtigen,

    Impfungen führen häufig zu messbaren Ak-Konzentrationen (in diesem Zusammenhang

    auch an Reiseimpfungen wie z.B. gegen Typhus oder Cholera denken!).

  • Probengebundene Faktoren

    hohe Konzentrationen im Serum vorkommender biologischer Substanzen, wie z.B.

    Lipide, Bilirubin, Hämoglobin (hämolytische Seren), stören einige Ak-Testverfahren,

    Antikoagulantien: EDTA und Citrat interferieren z.B. mit der KBR

Untersuchungsmaterial
Hinweis Ein Erreger gelangt i.d.R. nicht unter Umgehung des Blutweges sondern auf dem Blutweg in bestimmte Körperbereiche, so dass bei allen infektionsserologischen Antikörper-Nachweisen primär die Untersuchung von Serum indiziert ist.
Die Untersuchung von Liquor ist nur zur Untersuchung auf autochton, d.h. intrathekal gebildete Ak indiziert. Zur Bestimmung des Liquor-Serum-Indexes müssen Liquor- und Serumproben vom gleichen Abnahmetag eingesandt werden.
Eine serologische Untersuchung anderer Punktate ist i.a. überflüssig, zumal hierfür i.d.R. auch keine ausreichenden Bewertungskriterien vorliegen.
Hinweis Dagegen sind manche Antigen-Nachweise nur in bestimmten Proben sinnvoll und aussagekräftig (z.B. Nachweis von Cryptococcus neoformans-Ag im Liquor oder Legionella pneumophila-Ag im Urin.
 
Untersuchungstermine
Hinweis Die meisten serologischen Untersuchungen werden i.d.R. nur an bestimmten Wochentagen durchgeführt (siehe Hinweis bei den einzelnen Untersuchungen unter "Termine").
Hinweis Im Einzelfall kann jedoch bei besonders dringlicher Indikation/Abklärung eine Probe nach telefonischer Rücksprache auch abweichend von diesem Zeitplan untersucht werden.
 
Ergebnismitteilung und Befundbewertung
Hinweis Die Ergebnismitteilung erfolgt i.d.R. unter Angabe des Titers. Darunter versteht man den reziproken Wert der letzten eindeutig positiven Verdünnungsstufe. Falls das Ergebnis nicht als Titer mitgeteilt wird, wird auch die Einheit auf dem Befund angegeben.
Hinweis Generell korrelieren IgM-Ak-Nachweise eher mit einer frühen Phase der Infektion, IgG-Ak mit der Spätphase oder sind Ausdruck einer zurückliegenden Infektion (= chronische Phase bzw. Serumnarbe). Bei einigen Infektionserkrankungen können IgM-Ak aber auch sehr lange persistieren und dürfen dann nicht als Ausdruck einer akuten Infektion fehlgedeutet werden (z.B. bei der Toxoplasmose).
Hinweis Hinweisend auf eine Erkrankung sind mindestens 4facheTiterbewegungen, d.h. ein Anstieg oder Abfall um mindestens 2 Stufen. Änderungen um eine Titerstufe sind als normale Messschwankung anzusehen.
Deshalb ist in vielen Fällen eine Zweituntersuchung nach einem Zeitintervall (i.d.R. 2 Wochen) notwendig, um solche signifikanten Titeränderungen festzustellen.
Abschließende Beurteilungen können gerade in der Infektionsserologie oft erst in Kenntnis des zeitlichen Verlaufs der serologischen Parameter vorgenommen werden!

Bei Neueinsendungen für Wiederholungsuntersuchungen bzw. Verlaufskontrollen bitte die Protokollnummer des vorhergehenden Befundes auf dem Einsendeschein angeben!
Hinweis Untersuchungen bei Neugeborenen:
IgG-Ak sind placentagängig, IgM-Ak dagegen nicht. IgM-Ak-Nachweise bei Neugeborenen können deshalb i.d.R. als genuine Ak des Neugeborenen angesehen werden. Bei frühgeburtlicher Unreife können spezifische IgM-Ak aber fehlen. (Der Fetus kann erst ab der 20. SSW eigenständig IgM in größeren Mengen bilden). Allerdings kann es unter der Geburt gelegentlich auch zur "Transfusion" maternalen Blutes kommen, so dass niedrige IgM-Ak-Titer z.B. im Nabelschnurblut nachweisbar sein können, ohne dass es zu einer kindlichen Infektion gekommen ist. Aufgrund der kurzen HWZ von IgM-Ak lassen sich diese in einer 2. kindlichen Serumprobe bereits nach wenigen Wochen dann nicht mehr nachweisen. Mütterliche IgG-Ak persistieren dagegen länger. Sie werden vom Säugling mit einer HWZ von ca. 30 d katabolisiert, so dass mit einem signifikanten Abfall spezifischer mütterlicher IgG-Ak im kindlichen Blut erst nach 3 - 6 Monaten zu rechnen ist.
Bei der serologischen Abklärung konnataler Infektionen ist für eine aussagekräftige Beurteilung immer die gleichzeitige Untersuchung von kindlichen und mütterlichen Proben notwendig.
Hinweis Serologische Untersuchungen haben sicherlich einen hohen Stellenwert in der Differentialdiagnose von Infektionserkrankungen. Dennoch sollten auch hohe serologische Titer nur selten als alleinige Basis der Diagnose dienen.
Hinweis Die Aussagekraft eines serologischen Untersuchungsergebnisses wird durch die Sensitivität und Spezifität des jeweiligen Testes definiert, die in Abhängigkeit vom eingesetzten Verfahren großen Schwankungen unterliegen können.
Eine Vergleichbarkeit serologischer Ergebnisse ist streng genommen nur innerhalb einer definierten Methode gegeben. Daher wird das Untersuchungsverfahren auf dem Befund immer mitgeteilt, meist mit den u.a. allgemein gültigen Abkürzungen.
Ein Vergleich von Ergebnissen unterschiedlicher Methoden, womöglich aus verschiedenen Laboratorien, ist mit Vorsicht zu bewerten und bei fehlender Angabe des Untersuchungsverfahrens i.d.R. nicht möglich.
 
Abkürzungen
Ak = Antikörper
Ag = Antigen
Untersuchungsverfahren
DA = Direktagglutination
EIA = Enzymimmunoassay
ELISA = Enzyme linked immunosorbent assay
FIA = Fluoreszenzimmunoassay
IB = Immunoblot
IHAT = indirekter Hämagglutinationstest (mit Hammelerythrozyten)
IPAT = indirekter Partikelagglutinationstest (Polystyrol- oder Gelatinepartikel)
IIFT = indirekter Immunfluoreszenztest
ISAGA = Immunosorbentagglutinationstest
KBR = Komplementbindungsreaktion
LA = Latexagglutination
LALT = Limulus-Amoebozyten-Lysat-Test
LHT = Lysehemmtest
PCR = Polymerase-Ketten-Reaktion
Widal = Widal-Agglutination (in der Mikrotiterplatte oder im Röhrchen)
 
Letzte Änderung: 17.10.2018 um 14:52 Uhr ASW